Flughafen

Schon irgendwie überwältigend, die Baumasse und Raummasse und Schaltermenge und Menschenschlangen, etwas sakrales legt sich staubig auf die dauer-frisch-gewischten Böden, zieht sich entropisch über die gewachsene Verwucherung schnöder Kategorisierung und Ordnung. Ein Leitsystem folgt dem nächsten, Grenzen trennen sie alle. Zum einen ist der Flughafen der ehrlichste aller hochgezüchtet zivilisierten Orte, wo niemand dich zu bescheißen versucht, niemand gaukelt dir deine Freiheiten vor. Die Freiheiten beschränken sich darauf zu konsumieren, das Mitgebrachte vor den Checkpoints, das andere dahinter. Flughäfen sind für den Krieg gerüstet, für den/die FeindIn, zum Schutz der Bevölkerung gegen die Angst vor der Fremde. Nur blöd, dass gerade der Flughafen doch der Nexus eben dort hin ist. Wie viel angenehmer wäre es, das Kerosin in Mülltonnen zu verbrennen und den ganzen Transportscheiß zu umgehen, die Leut’ sollen z’haus bleiben, dann brauchen sie sich auch nicht aufregen, dass wir ihnen ihre Wasserflaschen stehlen. Flughafensicherheit, als ob es unsichere Flughäfen gäbe, differenziert man Personal und Institution gar nicht mehr. Ihr tragt das schwere Erbe, jetzt, wo die Terroristen besiegt sind, seid ihr die Letzte Bastion der Angst, die letzte Bastion der Unterdrückung, ihr seid die Terroristen, wenn wir keinen Terror mehr haben. Ihr dürft unsere Koffer aufbrechen, wenn ihr unsere Laptops stehlen wollt. Ihr dürft uns an die Genitalien fassen, wenn ein schlaues Buch euch sagt, dass das richtig ist.
  Wenn keiner mehr den FUD-Scheiß glaubt, ihr dürft euch gegen uns noch immer fragen, ob wir wirklich so viel Unterwäsche brauchen, wenn wir doch nur eine Woche weg sind, wofür wir denn ein Taschenmesser brauchen, und die ihr unsere Konsumgüter zerstört, damit nach eurer Sanktionierung und Absolution in den Automaten den gleichen Scheiß noch mal, aber teurer kaufen müssen. Staaten, ihr habt das Gewaltmonopol, und setzt es gegen uns ein. Flughäfen, ihr schneidet mit an der Einschneidung der Freiheiten und setzt das gegen uns ein. Und alles nur dafür, dass andere Staaten ZivilistInnen umbringen dürfen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

(c) 2008ff
Alle Rechte, besonders Druck und öffentliche Aufführung, vorbehalten; ohne schriftliche Genehmigung jedenfalls nicht erlaubt.
stegosaurus.restoration][gmail.com