ich weiß.



In Wirklichkeit habe ich gewusst, dass das kommt. Dass sie es gesagt hat und nicht ich, ändert nichts an den Monaten des Versuchens. Ändert nichts an der kommenden Einsamkeit. Wenn der andere stirbt, dann hat das automatisch so eine Endgültigkeit. Es hat vielleicht das Gespräch gebraucht, um diese Endgültigkeit hineinzubringen. „Ich weiß“. „Ich weiß“. Das war das erste, was ich nach fünf Jahren Beziehung gesagt habe. Das war meine Antwort auf „ich will Schluss machen“. „Ich weiß“. Ich wusste es, weil ich nicht dumm bin. Wir sind beide zu vernünftig, um weiter zu machen. Weiter zu probieren. Ich will auch Schluss machen, aber ich will dich nicht los lassen. Ich habe so Angst, loszulassen. Ich weiß ja, dass du das Beste bist, was ich hatte. Was, wenn du das Beste warst, was ich haben werde? Ich hatte so schöne Illusionen der Sicherheit. Ich weiß. An meine letzten Worte vor unserer Beziehung kann ich mich nicht mehr erinnern. Oder die ersten in der Beziehung. Doch. Du hast mich gefragt, ob ich das ernst meine. Und ich habe „ja“ gesagt. Es ging so schnell. Die fünf Jahre gingen so schnell. Und ich habe angst davor, allein zu sein. Angst, ohne dich zu sein. Ich liebe dich noch immer. In einiger Zeit hoffe ich, dass wir eine enge Freundschaft haben. So wie wir sie die letzten Monate hatten. Du hast ja recht. Ich weiß. Ich weiß nur zu gut. Die Geldbörse fühlt sich falsch an, weil die Fotos nicht mehr drin sind. Ich kann sie nicht wegwerfen. Und mein Finger fühlt sich falsch an, hat einen kalten Streifen, wo der Ring war. Ich habe mir doch die letzte Zeit immer gedacht, dass so viel gepasst hat. Dass eigentlich so viel noch gepasst hat. Ich wollte nicht Ende haben. Ich wollte weiter versuchen. Es hat doch so viel noch gepasst. Es hat so viel nicht mehr gepasst. Es hat nur noch ganz wenig gepasst. Natürlich genug. Natürlich hätten wir das alles zu Tode reiten können. Was heißt zu Tode reiten… Ich sage immer, Beziehung ist gemeinsam älter werden. Wir sind gemeinsam älter geworden. Wir haben einen riesigen Teil unserer Leben gemeinsam gehabt. Und ich bin so dankbar dafür. Das wenige, das jetzt noch gepasst hat: vielleicht haben wir das noch sehr lange. Ich hoffe, wir haben das noch sehr lange. Weil wir es jetzt benennen. Weil wir jetzt aufrichtig sind, jetzt sagen, was wir uns denken. Bevor es zu spät ist. Bevor wir uns nichts mehr sagen können. Es tut so weh, aber ich weiß doch, dass es stimmt. Dass wir beide das doch erkannt haben. Und es ist so gut, dass wir es uns jetzt eingestehen. Wie viele können es sich nicht eingestehen, bis es zu spät ist. Bis nichts mehr passt. Du musst es machen, weil deine Gefühle andere sind als früher. Ich muss es machen, weil sie zu einem großen Teil noch genau so sind wie früher. Weil ich nicht allein sein will. Weil ich dich nicht loslassen kann. Weil ich Angst habe, dich los zu lassen. Weil es richtig ist. Weil das Richtige nicht immer angenehm ist.

Die nächsten Tage werden so schwer. Aber ich bin so dankbar, dass ich dich in meinem Leben habe. Dass ich dich kennen gelernt habe. Und ich bin dankbar, dass du Teil meines Lebens warst. Und ich hoffe, dass du Teil meines Lebens bleibst.

Danke.

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